Auch das ESG vergisst nicht
Theresienstadt, auch Terezin genannt, ist eine alte Festung, die ab November 1941 den Nationalsozialisten als Übergangslager diente. Das sogenannte „Vorzeige-Ghetto“ sollte in erster Linie prominente und alte Juden und Jüdinnen beherbergen. Tatsächlich waren jedoch alle Altersgruppen vertreten, was auch zu Propagandazwecken missbraucht wurde. Neben den verschiedenen Baracken gehörten auch ein Krematorium sowie ein künstlich angelegte Marktplatz. Die aufgegebene Festung wurde ursprünglich für etwa 7000 Menschen, für den Kampf gegen die Preußen, erbaut. Von den Nazis besetzt, beherbergte sie später bis zu 58000 Häftlinge. Hygiene, Privatsphäre oder ausreichend Platz waren nicht gegeben.
An zwei Projekttagen, vom 28.04 bis 29.04.2025, hat sich die Jahrgangsstufe 11 unseres Gymnasiums intensiv mit der Geschichte Theresienstadts, den Lebensbedingungen der Häftlinge, Täterprofilen sowie einzelnen Schicksalen beschäftigt.
Nach der Anreise wurden wir in Terezin von einem unserer Guides freundlich empfangen. Unser erstes Ziel war das Ghetto-Museum, das ehemalige Kinderheim des Lagers. Der etwa zehnminütige Fußweg dorthin vermittelte einen ersten Eindruck: verfallene Fassaden, alte Gebäude, ein Ort, an dem heute wieder Menschen leben. Sodass man Krankheiten, das Leid und Tod nicht vermuten würde.
Im Museum starteten wir in Kleingruppen zu jeweils vier Personen. Jede Gruppe bearbeitete eine Station, beispielsweise die Sudetenkaserne oder die SS- Kommandantur. Bei einem darauffolgenden gemeinsamen Rundgang präsentierten wir einander unsere Ergebnisse. Unterschiede in der Tiefe der Recherche wurden durch unsere Reiseleiterinnen ergänzt. Nach einer Mittagspause wurde die Führung in den bestehenden zwei großen Gruppen fortgesetzt. Wir besuchten unter anderem die Magdeburger Kaserne und das Krematorium — beeindruckende Orte, die uns die Grausamkeit jener Zeit vor Augen führte.
Gerade deshalb ist es wichtig, sich zu erinnern. Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Respekt gegenüber anderen Menschen und Kulturen ist eine grundlegende Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben. Der Schutz der Menschenwürde muss dabei an oberster Stelle stehen.
Die Zeit, in der die Demokratie von Hitler und seinen Unterstützern systematisch abgebaut wurde und durch ein mörderisches Regime ersetzt wurde, darf sich keinesfalls wiederholen. Sich zu erinnern heißt, all jener zu gedenken, die ihr Leben verloren, nur weil sie als jüdisch galten, was oftmals auch nicht den Tatsachen entsprach. Es bedeutet auch, sich bewusst zu machen, wozu Hass und Ausgrenzung führen können. Wir sollten das Privileg zu schätzen wissen, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben — auch wenn diese durch aktuelle politische Entwicklungen infrage gestellt oder sogar unwürdig behandelt wird.